Energiespeicher – Reif für den Markt? Mein Bericht von der Infoveranstaltung der Handwerkskammer Potsdam in Götz

Heute war ich Gast einer Infoveranstaltung der Handwerkskammer Potsdam. Themenschwerpunkt war Energiespeicherung und Energiemanagement. 

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Geschäftsführer des Zentrums für Gewerbeförderung Götz der Handwerkskammer Potsdam (Westbrandenburg), Herrn Tilo Jänsch. Herr Jänsch leitet den Ausbildungsstandort Götz (Potsdam-Mittelmark) und seine Schwerpunkte, zu denen unter anderem Elektrotechnik und Energie gehört.

Im ersten Vortrag des Tages ging es dank Dr.-Ing Rene Hönig um das sich in der Planung befindende “Kompetenzzentrum für Energiespeicherung und Energiesystemmanagement”, dass an dem Standort realisiert werden soll. Das Projekt ist auf vier Jahre bis 2020 ausgelegt und soll dann helfen, einen Fachwirt für Energiespeicherung und Energiemanagement zu schaffen, bzw andere modulare Kurse und Qualifizierungen zu ermöglichen. Das Zentrum wird dem Praxisteil der 1/3 der ca 600 Stunden währenden Aus/Fortbildung dienen. 

Der zweite Vortrag wurde von Urban Windelen -Geschäftsführer des BVES [1] (Bundesverband für Energiespeicherung)- gehalten, der kurz einen Abriss der Aktivitäten des Verbandes und seiner Mitgliedsfirmen gab. Er führte aus, dass Energiespeicher derzeit als Verbraucher von Energie, aber nicht als Produzenten laut dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) gelten. Hierdurch werden die Möglichkeiten für Energiespeicherung einschränken. Windelen wies auf den Punkt hin, dass gerade bei PV-Anlagen ab 2020 die Speicherung und der Eigenverbrauch von erzeugter Energie in den Focus rücken. Ab da endet für die ersten Anlagen die Einspeisevergütung. Schon heute rechnet sich aber mehr der Eigenverbrauch an Energie aus PV-Anlagen. Weitere Anwendungsfelder sind Elektromobilität und Schnellladesysteme. 

Danach gab es einen Abriss zum aktuellen Forschungsstand bei Energiespeichern. Der Vortrag wurde von Prof. Dr. Julia Kowal von der TU Berlin gehalten. Sie erläuterte zunächst Möglichkeiten der Energiespeicherung (Elektrische Speicher, mechanische Speicher und chemische Speicher). Anschließend gab sie einen Überblick über die Vor/Nachteile und Forschungsschwerpunkte der Energiespeicherforschung, die mehrheitlich auf chemische Speicher fokussiert ist. Interessant ist zwar auch der Supercap, der eine elektrische Speicherform ist, aber mehrheitlich forscht man an chemischen Speichern. Metalle/Luftspeicher sind da interessant. Es wird allerdings wohl bald auch einen Lithium-Dünnschicht-Speicher geben, der aus der Forschung heraus zur Anwendung kommt.

Anschließend gab es einen 10 minütigen Impulsvortrag zu den Möglichkeiten der Energiespeicherförderung durch das Land Brandenburg. Ursprünglich sollte der Vortrag aus dem Ministerium für Wirtschaft/Energie vom Land Brandenburg gehalten werden. Der Referent ist dann allerdings krankheitsbedingt ausgefallen, ein Referent aus der Wirtschaftsförderung sprang ein. 

Nach 20 minütiger Kaffeepause ging es dann mit zwei Vorträgen in die Praxis über. 

Zuerst stellte Sandra Thielen von Solarwatt [2] das Unternehmen und ihre Angebote vor. Solarwatt war ursprünglich ein Solarhersteller aus Dresden, der sich dann aber zu einem Systemanbieter von Solaranlagen, Speichermanagementsystemen und Speichertechnologien für Wohnhäuser spezialisierte. Vorteil dieses Angebotes ist es, dass man alles von einem Anbieter bekommt und die Energiespeicher sowie die Managementsysteme erweitern kann. Dieser modulare Aufbau macht das Ganze sehr flexibel und den individuellen Bedürfnissen der Kunden anpassbar. Wichtiger Punkt, die Speichermanagementsysteme sind nicht an das Internet angeschlossen und machen es daher Hackern unmöglich, von Außen auf das System zuzugreifen. Datensicherheit spielt bei beiden Unternehmen eine Rolle. – Ob diese Ausführungen der Tatsache geschuldet waren, dass unter den Gästen auch ein angemeldeter Pirat saß und zuhörte, lasse ich da mal offen 😉

Den letzten Vortrag an diesem Tag hielt Mathias Zdzieblowski von TESVOLT. [3] Das Unternehmen mit Sitz in der Lutherstadt Wittenberg ist ein Anbieter für Energiespeicher für Industrieanwendungen. Speichergrößen von 10KW bis 100 MW sind da möglich. Der Vorteil der Speicher, die sie verwenden/entwickelt haben,ist, dass jede Zelle jede Speicherzelle mit Energie befüllen kann. Herkömmliche Systeme, wie etwa Akkus von Handys, werden beim Laden/Entladen warm. Energie wird da zum Teil in Wärme umgewandelt. Dann gibt es Systeme, wo die erste Zelle die nächste Zelle mit Energie versorgt, was aber halt die erste Zelle immer beansprucht. Und ihr System ist da absolut flexibel und kann je nach Bedarf und Notwendigkeit jede Zelle mit jeder Zelle füllen. Anwendungen dieser Groß-Speicher sind Notstromaggregate oder Speicher für Solarstrom oder aber speicher als Off/On-Grid-System.

Es gibt von ihnen ein Projekt in Ruanda wo sie so ca 250.000 Bürger mit Strom versorgt haben. Mit Solarpaneelen wurde am Tag Strom erzeugt, der in Speichern gesammelt wurde. Der gespeicherte Strom konnte dann von den Bürgern Abends genutzt werden. Mehrere Dörfer bzw etwa 250.000 Bürger bekamen durch die Solarkraftwerke und Speicher damit dauerhaft Strom. Zudem wurden von ihnen auch schon ein Skilift in den Alpen, bzw eine Bewässerungsanlage in Afrika mit solchen Speichern versorgt.

Fazit des Tages:

Der Besuch und die Informationen rund um die Speichertechnologie haben sich gelohnt. 

Dadurch, dass ich mich offen als Pirat angemeldet habe und jeder der Teilnehmer auch eine Teilnehmerliste in den Unterlagen hat, wird sich auch rumsprechen, dass sich Piraten für dieses Themenfeld interessieren. Die Mitglieder der Handwerkskammer waren eh positiv überrascht und haben mich deswegen auch schon angesprochen. Sie fanden es gut, dass da nicht nur Wirtschaftsvertreter und Leute mit wirtschaftlichen Interessen vertreten waren. Ich hätte das aber auch ohne den laufenden Wahlkampf gemacht. Die Informationen, die man bei solchen Veranstaltungen bekommt, können durchaus auch in unsere Programmatik mit einfließen. Durch Teilnahme an solchen Veranstaltungen werden wir Piraten als eine konstruktive Kraft wahrgenommen. Alles in allem hat sich der Ausflug gelohnt und ich werde sicher noch häufiger solche Veranstaltungen besuchen. 

Mathias Täge, Wahlkreiskandidat der Piraten zur Bundestagswahl im Wahlkreis 60
Quellen: